Statt Hongkong und Rom…
Weltmeister Lukas Kohl hat am kommenden Wochenende alle Hände voll zu tun. Er will nicht nur beim Kunstrad-Weltcup punkten, er ist auch OK-Chef der Veranstaltung in Ebermannstadt. Eine wahre Geschichte …
Was ist die Steigerung von „unique“? Dass zum Beispiel der fünfmalige Kunstrad-Weltmeister Lukas Kohl am Samstag einen eigenen Weltcup organisiert – weil ein asiatischer Veranstalter kurzfristig zurückgezogenen hatte. Das gleiche Kunststück hatte im letzten November Kohls Kontrahent Max Maute gewagt – das Weltfinale nach Albstadt geholt – und durchgezogen. In einer Sportart ohne olympische Weihen sind extreme Handstände erforderlich. Nicht nur auf der Fläche, sondern auch als „Macher“ – inklusive der Finanzierung und der kompletten Durchführung für Sportler aus 14 Ländern, die der „Lukinator“ jetzt nach Ebermannstadt in der Fränkischen Schweiz einlädt.
Wer nun annimmt, dass der seit Jahren ungeschlagene Champion am Tag X als CvD alles in den Händen hält, täuscht sich. Wie Max Maute tritt Kohl auch im Einer-Wettkampf an. Und man darf ein Helles darauf wetten, dass er das Podium erklimmt. Mindestens. Doch nur am Samstag wird Lukas Kohl von seinen Mithelfern aus dem Orga-Stress herausgehalten. Vorher glühen die Drähte seiner Kommunikation. Meist im Auto. Morgens auf der Fahrt zur Arbeit, Lukas arbeitet als Wirtschaftsingenieur, dann wieder Richtung Training. Und das „bis ich tot ins Bett falle.“
Wie alles zustande kam, kann man kaum glauben. Auf der Heimfahrt vom Weltcup in der Slowakei im April entwickelten Lukas und seine Mutter Andrea, gleichzeitig die Trainerin, die Idee, das ursprünglich vorgesehene Hongkong zu ersetzen. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser. Aber wir wollten die Chance nutzen, etwas Cooles zu zaubern.“ Dem Weltverband wurden rasch die Facts übermittelt – und schnell kam das Placet von dort. Der einzige Rivale hieß übrigens Rom. Aber Ebermannstadt gewann das Rennen gegen die italienische Hauptstadt. Weil man die Veranstaltung in den Händen erfahrener Kunstrad-Insider wähnt. „Ja, wir waren in den letzten Jahren bei jedem Event präsent – und verfügen so über viel Erfahrung“, so Mutter und Sohn Kohl unisono.
Dass der Vorlauf von nur wenigen Wochen zu meistern ist, glaubt das Duo. Weil Lukas im Fränkischen ein starkes Netzwerk besitzt. In den Sommerferien sind die Hallen in seinem Landkreis geschlossen. Für den Weltcup aber macht Bürgermeisterin Anja Gebhardt eine Ausnahme. Die Stadthalle ist geöffnet. Kostenfrei. Hauptsponsoren (Volksbank, Vierling), Special Sponsor (Lidl) und sechs Wirtschaftspartner für die fünf Disziplinen dockten an. „So sind wir finanziell abgesichert. Die Einnahmen über die Tickets (Anm.: 9 Euro an der Abendkasse) kommen dem Nachwuchs zugute.“
Manchmal fragt sich der Abonnement-Sieger, „wieviel Hirnpower“ in den letzten Tagen noch gefordert wird, damit am Ende erhoffte 500 Zuschauer ein Spektakel inklusive Vier-Mann-Band für stimmungsvolle Siegerehrungen mit gleißenden Spots erleben. Auf Nachfrage spricht der 26-Jährige von „unzähligen und unzählbaren“ Mails pro Tag, die es zu bearbeiten gelte. Und verweist auf die Tatsache, dass „ich die Halle und den dortigen Boden gar nicht kenne“ (er trainiert im nahen Kirchehrenbach) – von Heimvorteil deshalb keine Rede sein könne. Sportlich soll alles fair über die Bühne gehen. Beim mit Weltmeistern und zig Medaillen-Gewinnern gespickten Teilnehmerfeld in Ebermannstadt – und nicht Hongkong oder Rom. Kunstradsportler packen an – für Öffentlichkeitsarbeit der außergewöhnlichen Art.
Pressemitteilung vom 01.08.2022 des BDR-Medienservice