Deutsche Kunstfahrer Weltklasse- Alle Titel an den BDR/RKB und auch noch Silber im Einer- und Zweier
Besser geht es nicht: Bei den Hallenradsport-Weltmeisterschaften in Gent (Belgien) waren die deutschen Teilnehmer einmal mehr Weltklasse und holten im Kunstfahren alle Titel, feierten im Einer- und Zweier sogar Doppelerfolge mit Gold und Silber. „Unsere Athletinnen und Athleten haben auch in der Corona-Pandemie nichts von ihrem Können eingebüßt, obwohl sie oft nicht so trainieren konnten wie gewünscht. Die Top-Ergebnisse, die sie schon im letzten Jahr bei der Heim-WM in Stuttgart zeigten, konnten sie am Wochenende bestätigen. Der Bund Deutscher Radfahrer freut sich, auch bei diesen Titelkämpfen so erfolgreich abgeschnitten zu haben,“ sagte BDR-Vize-Präsident Harry Bodmer.
Im Einer-Kunstfahren der Männer erfüllte Lukas Kohl alle Erwartungen und fuhr zu seinem sechsten WM-Titel. Der 26-Jährige fuhr eine perfekte Kür, die mit 208,50 Punkten belohnt wurde und ihm seine sechste Goldmedaille bescherte. Über die Silbermedaille durfte Marcel Jüngling jubeln, der 196,41 Punkte einfuhr. Rang drei ging an den Spanier Emilio Arellano.
Im Einer-Kunstfahren der Frauen feierten Jana Pfann und Ramona Dandl, beide WM-Debütantinnen, ebenfalls einen Doppelsieg und schrieben WM-Geschichte. Noch nie konnten zwei Sportlerinnen aus dem gleichen Verein, dem RKB Soli Bruckmühl, Gold und Silber bei einer WM feiern. Hatte in der Vorrunde noch Dandl (182,6) die Nase vorn, drehte Pfann den Spieß im Final-Four um. Sie reduzierte das Programm und legte mit 190,14 Punkten eine perfekte Kür vor, während Dandl sich bei der Kehrsteuerrohr-Steiger-Drehung Abzüge in der Wertung einfing. Mit 187,23 Punkten und der Silbermedaille ging sie trotzdem zufrieden von der Fläche. Für Pfann war dieser WM-Sieg in ihrem ersten Elitejahr nach gewonnenem Europameistertitel und DM-Titel die Krönung einer großartigen Saison. „Ich bin mir der Einstellung in Gent gestartet, dass ich bei meiner ersten WM nicht zu verlieren habe“, sagte Jana Pfann. „Dass es dann so erfolgreich lief, ist einfach super.“ Und auch Dandl zeigte sich zufrieden: „Mir war wichtig, gut durchzufahren. Ich habe vor dem Start keinen Gedanken an die Konkurrenz verschwendet, habe einfach mein Programm abgespult.“
Bronze sicherte sich die Schweizerin Alessa Hotz (166,95) vor Lorena Schneider (Österreich).
Einen Doppelsieg feierten auch die Paarungen in den Zweier-Disziplinen. Die vierfachen Weltmeister Serafin Schefold und Max Hanselmann (Öhringen) besiegten mit 163,10 Punkten die nationale Konkurrenz aus Langenselbold, Lea-Victoria Styber / Nico Rödiger, die 158,73 Punkte einfuhren, und holten ihren fünften Titel.
In der Vorrunde waren die Titelverteidiger unterlegen, kamen nach Absteigern mit 148,82 Punkten nur auf den zweiten Platz hinter Rödiger/Styber, die mit 156,44 Punkten bewertet wurden. Das Duo aus Langenselbold konnte sich im Finale noch einmal steigern, legte mit 158,73 Punkte eine neue Bestmarke vor, die Hanselmann/Schefold überbieten wollten. Doch zu Beginn ihrer Kür kam es erneut zu einem Schreckmoment, als sie beim Sattel-Lenker-Handstand wackelten, aber einen Absteiger vermeiden konnten. Danach lief es fehlerfrei für die Titelverteidiger, die einige Zusatzelemente eingebaut hatten, für die es Extra-Punkte gab. So kamen sie auf 163,10 Punkte und durften das Regenbogentrikot erneut überstreifen.
Den dritten Platz belegte die österreichische Paarung Katharina Kühne/Marcel Schnetzer mit 145,41 Punkten vor dem Duo Jeff und Ronald Lim aus Hongkong, die 99,97 Punkte erzielten.
„Wir sind sehr froh, dass wir die Möglichkeit hatten, Zusatzpunkte zu holen“, gestand Serafin nach der WM-Kür. „So konnten wir doch deutlich gewinnen.“
„Wir wussten, dass wir selbst mit einer perfekten Kür nur dann eine Chance auf Gold haben, wenn Serafin und Max sich wieder Fehler leisten“, meinte der WM-Zweite Nico Rödinger. „Es war die beste Kür, die wir auf internationalem Parkett je gezeigt haben und wir sind rundum zufrieden mit dem zweiten Platz.“
Im Zweier-Kunstfahren der Frauen setzten sich Caroline Wurth und Sophie-Marie Wöhrle aus Gutach gegen die Titelverteidigerinnen Selina Marquardt/Helen Vordermeier ((Oberjesingen/Stuttgart) durch und holten sich erstmals den Titel.
In der Qualifikation behielten Marquart/Vordermeier noch das Ruder in der Hand und gingen im Finale mit 140,45 Punkten zunächst in Führung. Die nationale Konkurrenz, Caroline Wurth und Sophie Marie Wöhrle, die schon dreimal Vize-Weltmeisterinnen waren, zeigten sich nervenstark, auch nachdem sie einen Absteiger hinnehmen mussten. Ihre Kür wurde mit 142,72 ausgefahrenen Punkten bewertet und damit hatten sie sich erstmals den Titel und das Regenbogentrikot erobert. Platz drei belegten die Österreicherinnen Rosa Kopf/Svenja Bachmann mit 124,43 Punkten.
Mit einem überlegenen Auftritt hat sich auch der BDR-Vierer bei der WM den Titel geholt, auch wenn sie nach ihrer Kür einige Minuten auf das Resultat warten mussten. Als dann 229,63 Punkte auf der Anzeigentafel leuchteten, war die Freude groß und der „Ebersheimer Block“ auf den Zuschauerrängen von Gent wurde zu einem Hexenkessel. Der Deutschland-Vierer des RV Ebersheim mit Milena Schwarz, Annika Rosenbach, Stella Rosenbach und Tijem Karatas siegte vor der Schweiz (219,79) und Hongkong (82,50). Trotz einer kleinen Unsicherheit nach den Drehungen in der 4er Stirnreihe, bei der sie einen Absteiger vermieden, zogen die vier Sportlerinnen ihre Kür durch und durften bei der Siegerehrung das Regenbogentrikot und die Goldmedaille in Empfang nehmen.
„Ich bin sehr stolz auf die gesamte Mannschaft, die in Gent Top-Leistungen abgerufen hat. Trotz hoher mentaler Belastung ist es immer wieder gelungen, das Ruder rumzureißen und cool zu bleiben. Diese WM war geprägt von hoher mentaler Stärke“, zog Bundestrainer Dieter Maute ein erstes Fazit.
Quelle: BDR-Medienservice – Christina Kapp / Wilfried Schwarz
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