Hallenradsport wieder wachgeküsst
Vier Doppelsiege bei der UCI WM für die Schützlinge von Dieter Maute
Wenn man später in die Annalen des Hallenradsports blickt, wird im Fokus stehen, dass die WM 2021 in der Stuttgarter Porsche-Arena in pandemischen Zeiten nicht nur überhaupt stattgefunden hat, sondern aus deutscher Sicht extrem erfolgreich war. Vier Doppelsiege im Kunstradfahren gingen an die Sportlerinnen und Sportler in den schwarz-rot-goldenen Trikots. Bundestrainer Dieter Maute nennt diese Maximal-Ausbeute „einzigartig“. Doch auch die Rahmenbedingungen stimmten, sodass an den drei Tagen jeweils über 3500 Zuschauer kamen. Die Stimmung lässt sich nur schwer toppen, weil das Publikum ebenso fair wie euphorisch reagierte. Mit Standing Ovations wurden Gewinner wie Besiegte verabschiedet. Der Hallenradsport wurde förmlich wachgeküsst.
Im Einer der Herren holte Lukas Kohl sein fünftes Regenbogentrikot. Mit einem neuen WM-Rekord von 210,07 Punkten. Souverän wie seit Jahren dominierte der 25-Jährige aus der Fränkischen Schweiz die Konkurrenz, zelebrierte erstmals den zehnfachen Drehsprung, weil er glaubte förmlich über die Fläche „zu schweben“. Den ganzen Tag begleitete ihn ein Kamerateam des SWR, ob beim Frühstück oder dem letzten Training vor der Kür. Einer wie Lukas empfindet das nicht störend, sondern „pushend“, weil er darum kämpft, seinen Sport mehr in der Öffentlichkeit zu tragen. „Die Schere zwischen den nichtolympischen Sportarten und den olympischen geht zu weit auf“, das steht auf seiner Agenda ganz weit oben. Wie auch der Anspruch, seine Performance weiter zu toppen. Platz 2 ging an den Debütanten Max Maute (23) bei seiner ersten WM-Teilnahme. Der Sohn des Bundestrainers hatte sich vorgenommen, „diese Tage einfach zu genießen, weil die WM aufgrund der starken Gegner auch ein einmaliges Erlebnis bleiben kann.“ Der tüftelt weiter am Drehsprung, den er seit neun Jahren summa summarum bisher 50 000 Mal probiert hat. Kunstradsport-Meriten fallen nun mal nicht vom Himmel. Bronze ging an Emilio Arellano (19). Eine Medaille für Spanien gab es zuletzt vor 20 Jahren – für seinen Vater José. Jetzt ist er in die großen Fußstapfen getreten, den Drehsprung hat er noch nicht im Programm.
Auch in der Entscheidung im Zweier der Frauen zeigte sich, dass Mautes WM-Debütanten die große Kulisse als motivierend empfanden, das hatte ihnen der Coach eingetrichtert. Selina Marquardt und Helen Vordermeier lieferten ihre Kür des Jahres (mit 137,32 Punkten gewertet) und übertrafen das Favoriten-Paar aus dem Schwarzwald, Caroline Wurth und Sophie-Marie Wöhrle, damit zum dritten Mal auf dem Silberrang platziert. „Ich glaube ich bin im falschen Film“, konnte das Duo aus Oberjesingen und Stuttgart das Ergebnis kaum fassen. Der Lohn: jetzt geht es direkt in den Urlaub unter wärmende Sonne. Allemal verdient, am Ende eines unglaublichen Jahres. Der Heimvorteil war ein mega Bonus für sie, die Unterstützung der eigenen Fans zahlte sich aus. Aber „morgen“ könnten die Mädels aus Gutach den Spieß wieder herumdrehen. „Die Tagesform ist entscheidend.“
Bild: Wilfried Schwarz / Text: Beate Dobbratz
Beate Dobbratz
ISK/Sportler des Jahres
Nürtinger Str. 7
72666 Neckartailfingen
Fon: 07127/9756790
Fax: 07127/9756792
mail: bea@isk-agentur.de
http://www.sportler-des-jahres.de