Hallenradsport-Weltmeisterschaft Lüttich

Lüttich (WS) Goldige Tage erlebte die Deutsche Hallenradsportmannschaft bei den Hallenradsport-Weltmeisterschaft die in diesem Jahr vom 23. – 25.11.2018 in Belgien stattfanden. Lüttich, die zweitgrößte Stadt und kulturelles Zentrum der wallonischen Region Belgiens war Gastgeber der Welttitelkämpfe im Kunstrad und Radball. Während es im Radball sehr lautstark und mit der dazugehörigen Portion Emotion zuging, war es bei den Finals im Kunstrad sehr still. Das Aufgebot des Bund Deutscher Radfahrer sammelte fleißig Medaillen: Gold für den 4er Kunstrad aus Steinhöring mit Katharina Gülich, Ramona Ressel, Julia Dörner und Annamaria Milo, Iris Schwarzhaupt (Stuttgart), Serafin Schefold/Max Hanselmann (Öhringen), Lisa und Lena Bringsken (Böhl-Ingelheim) und Lukas Kohl (Kirchehrenbach) – Silber gab´s für Milena Slupina (Bernlohe), Caroline Wurth/Sophie-Marie Nattmann (Gutach) im Radball für Bernd und Gerhard Mlady (Stein). Bronze holten Nina Stapf/Patrick Tisch (Magstadt).

Der erste WM-Tag begann für Deutschland sehr erfreulich. Das Quartett des RSV Steinhöring mit Katharina Gülich, Ramona Ressel, Julia Dörner und Annamaria Milo holte den Weltmeistertitel im 4er Kunstrad zurück nach Deutschland. Großer Favorit: Die Titelverteidiger aus der Schweiz. „Die Schweizerinnen hatten rund 9,4 Punkten als wie aufgestellt“, so Katharina Gülich. „Das ist im 4er Kunstrad eine ganz andere Welt. Unser Ziel war daher gut zu fahren und Platz 2 zu halten. Doch es sollte zur Freude des gesamten Teams ganz anderst kommen. Nach der großen Eröffnungsfeier und dem ersten Spiel des Deutschen Radball-Duos Gerhard und Bernd Mlady (Stein) gegen Frankreich, das knapp mit 3:2 gewonnen wurde, startete die Entscheidung im 4er. Die Slowakinnen eröffneten den Wettbewerb und erzielten 169,54 Punkte. Österreich toppte den Wert mit starken 192,36. Dann der Start von Katharina, Ramona, Julia und Annamaria. Sehr konzentriert betraten sie die Fläche, während Heimtrainerin Irmtraud Wirth zusammen mit Bundestrainer Dieter Maute in der Coaching-Zone Platz nahmen. Übung für Übung spulten sie gekonnt ab. Nur minimale Abzüge. Glücklich, erleichtert und freudestrahlend steigen sie von Ihrem Sportgerät. Ein kurzes Winken ins Publikum und dann konnten ging´s Richtung Coaching-Zone, wo das Trainerteam zur tollen Leistung gratulierte. 216,76 Punkte, so gut wie noch nie in diesem Jahr. Doch was war dies Wert? Silber schon sicher. Das gesetzte Ziel erreicht. Auf der Leader-Coach schauten sie sich die Favoritinnen aus der Schweiz an. Diese begannen gewohnt sehr ruhig. „Die Vier sind schon Jahre zusammen und bilden ein eingespieltes Team“, so Ramona. „Wir hatten uns da schon mit Platz 2 abgefunden. Aber konnten bis dahin zufrieden von der Fläche gehen, nachdem die Saison für uns nicht so optimal verlaufen ist. nicht “ Doch die Schweizerinnen zeigten Nerven. Zwei größere Unsicherheiten bei der Mühle mit 4 Rechtsschleifen und dem angedrehten Innenring, die Fahrweise wurde unruhiger. Dann passierte es. Bei der gleichzeitigen Torfahrt musste eine Sportlerin vom Rad. Die Punkte schwanden, WM-Gold in Sicht. Am Ende brachten sie nicht alle Übung in die Zeit. 204,93 Punkte, Steinhöring = Deutschland war Weltmeister. Während die beiden Routiniers Freudentränen vergaben, strahlten die beiden Youngsters über das gesamte Gesicht. „Wir hatten auch schon verloren und gewonnen, das wünscht man natürlich niemanden, dass er absteigt“, so Katharina. „Das Gefühl nach zwei Jahren als Vize-Weltmeisterin war in diesem Moment unbeschreiblich. „Wir beide haben das noch gar nicht realisiert, was da passiert ist“, so Annamaria. „Realisiert haben wir das noch nicht richtig.“ Es ist ein unbeschreibliches Gefühl das Regenbogentrikot anzuhaben,“ so Julia. „Das fühlt sich nochmals ganz anderst an, als der EM-Titel in diesem Jahr. Einfach krass und cool.“ „Das werde ihr erst so richtig realisieren, wenn der neue Weltmeisterbody fertig ist“, werfen die beiden WM-Erfahrenen Katharina und Ramona ein. „Beim Nationen-Cup vor drei Wochen ist es uns zum ersten Mal gelungen, das Programm ohne Patzer durchzubekommen. Das war nochmals ein Motivationsschub. Wir haben die letzten Wochen nochmals sehr hart trainiert.“
Am 2. Tag sollten 1 x Gold und 1 x Bronze folgen. Serafin Schefold und Max Hanselmann (Öhringen) denen sowohl in der Vorrunde als auch im Finale der Maute Sprung nicht gelang, fuhren den Rest perfekt und holten mit 155.06 Punkten zum zweiten Mal den WM-Titel. Das zweite Deutsche Paar Nina Stapf/Patrick Tisch (Magstadt) patzte zweimal. Bei der Lenkersteigerdrehung und am Schluss beim Übergang Lenkersitzsteiger mit Schulterstand zum Steuerrohrsteiger mussten sie vom Rad. Am ende fehlte die Zeit, um alle Übungen unterzukriegen. Die Punkte purzelten auf 127,29 runter. Da das Schweizer Duo Lukas Burri/Fabienne Hammerschmidt trotz Patzer 134,78 herausfuhren, mussten das Magstädter/Denkendorfer Duo mit Bronze zufrieden sein. Groß die Enttäuschung bei den beiden.
Wie Phoenix aus der Asche, so stieg Iris Schwarzhaupt in diesem Jahr auf. Die 21-jährige Stuttgarterin, fuhr bei den German Masters einen Weltrekord, startete erstmals bei einer WM und kam sah und siegte. Musste sie sich in der Vorrunde noch knapp Milena Slupina geschlagen geben, so lag sie im Finale lange Zeit auch auf Weltrekordkurs. Sie hatte zwar kurz vor Ende einen leichten Patzer, „Da bin ich zum Glück nicht vom Pedal gerutscht“, so Iris, und am Ende hatte sie mit 185,44 die Nase vorn. „Ja super. Kann mich noch gar nicht richtig freuen, einfach Mega cool und glücklich bin ich,“ so die Schwäbin an der PK. „Das mit dem verpassten Weltrekord ist heute verkraftbar. Der WM-Titel zählt mehr.“ Knapp geschlagen geben musste sich die Titelverteidigerin. Milena Slupina (Bernlohe) gewann zwar die Vorrunde, aber im Finale patzte sie bei Übergang Reitsitzsteiger zum Kehrstandsteiger. „Wiederholen und ruhig weiterfahren“ hörte man Mutter Petra im Hintergrund rufen. Das machte sie auch. 183,67 Punkte, damit Silber und einen deutschen Doppelsieg. „Ich freue mich riesig über diesen 2. Platz“, so Milena. „Du musst dich erstmal für die WM qualifizieren und dann noch eine Medaille gewinnen. Wir stacheln uns gegenseitig zu diesen Leistungen an. Schau mer mal, wohin das noch führen kann.“ Bronze sicherte sich Adrian Mathis (Österreich) „Meine 4. Bronzene an einer WM.“
Im Radball gewannen die Mlady´s mit 6:3 gegen Belgien, 8:1 gegen die Schweiz, während gegen Tschechien ein Unentschieden 4:4 in kauf genommen werden musste. Zum Abschluß des Tages folgte in einem rasanten Spiel eine Niederlage gegen Österreich mit 8:6. Als Zweiter wurde die Vorrunde abgeschlossen werden.
Am Sonntag begann die WM im Radball gegen Belgienmit einem 12:0 Sieg. In einem sehr spannenden Halbfinale wurde das Schweizer Duo mit 5:4 besiegt. Das erhoffte Finale stand vor der Tür.
Beide Deutschen 2er Paare fuhren ins Final-Four. Lena und Lisa Bringsken (Böhl-Ingelheim) mussten vorlegen, nachdem Rosa Kopf/Svenja Bachmann (Österreich) 116,21 vorgelegt hatten. Sie zeigten eine gute Kür, nur bei der Kehrsteuerrohrsteiger-Mühle-Drehungen musste Lisa vom Rad. Der Rest passte. 135,24, Silber sicher. Dann Caroline Wurth und Sophie-Marie Nattmann (Gutach), die das ganze Jahr über Topleistungen vollbrachten. So auch in der Vorrunde. Doch im Finale war alles anderst. Auf einem Rad eine perfekte Kür. Auch auf einem Rad sah es bis 20 Sekunden vor Schluss gut aus. Beim Lenkersitzsteiger/Schulterstand passiert es dann. Sie mussten beide vom Rad. Der Versuch nochmals die Übung aufzubauen misslang. Bei 121,4 blieb die Wertung stehen. Enttäuscht und mit Tränen in den Augen gingen sie von der Fläche, während die Bringsken-Schwestern vor Freude weinten, mit Mutter Katja und ihren mitgereisten Fans vor Begeisterung in den Armen lagen.
Trotz eines Patzers bei der Seitvorhebehalte gewann Lukas Kohl (Kirchehrenbach) in überlegener Manier seinen dritten WM-Titel in Folge. Der Titel-Hattrick war perfekt. Mit 200,36, dem 22. Ergebnis über 200 Pinkte krönte er sich nach Stuttgart und Dornbirn erneut zum World-Champion. Moritz Herbst (Wendlingen) holte sich Silber (184,74) während Bronze erneut an Chin To Wong (Hongkong/177,96)) ging. Geburtstagskind Lukas Burri (Schweiz) musste ohne 1er Medaille die Heimreise antreten. 170,12 reichte nur zum undankbaren 4. Platz.
Im Radballfinale standen sich Österreich und Deutschland wieder gegenüber. Schnell lagen die Mlady´s mit 4:0 im Rückstand. Nach dem Pausenstand von 5:1 konnten sie in der zweiten Halbzeit zwar noch Tore erzielen, aber Schlussendlich holten sich Markus Bröll und Patrick Schnetzer mit einem 8:6 Sieg den Titel wieder zurück nach Österreich. Bronze sicherte sich die Schweiz mit Roman Schneider/Paul Looser. „Wenn man die Umstände sieht, dass uns am Mittwoch alle Räder geklaut wurden, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden“, so Radball-Coach Matthias König. „Im Finale habe wir es etwas verschlafen und lagen schnell mit 4.= zurück. Gegen Österreich ist das natürlich nicht mehr aufzuholen.“

Bild mit freundlicher Genehmigung von Oliver Stoll | das Randsport-Magazin
Wir benutzen technisch notwendige Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessern, externe Dienste setzen wir bewusst keine ein und das wollen wir auch nicht. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.