Bericht vom UCI-Kunstrad-Weltcup – Das Finale- am 29.10.2022 in Erlenbach (b. Heilbronn)
Weltcup-Gesamtsieg für Lukas Kohl, Ramona Dandl, Rödiger-Styber, Marquardt-Vordermeier und RSV Steinhöring – Deutsche Kunstadler fahren gestärkt zur WM nach Gent/Belgien – Letzter Wettkampf von Max Maute
Kunstradsport (WS) nach 2018 und 2019 fand 1 Woche vor der UCI-Hallenradsport-Weltmeisterschaft in Gent/Belgien (04.-06.11.2022) im württembergischen Erlenbach das UCI-Kunstrad-Weltcup-Finale statt. Nach dem Auftakt in Komarno/Slowakei sowie den weiteren Stationen in Schiltigheim/Frankreich und Ebermannstadt/Deutschland wurden beim WC-Finale die doppelte Punktzahl vergeben. Die Starterzahlen waren begrenzt, sodass Sportler/Innen nur aus 10 Nationen (Afghanistan, Japan, Hongkong, Spanien, Frankreich, Ungarn, Italien, Tschechien, Schweiz und Deutschland) nach dem bisherigen WC-Ranking startberechtigt waren. „Hier sind die die weltbesten Kunstradsportler/Innen am Start“, so die Sport-Vorsitzende des RSV Erlenbach Elena Ingelfinger bei der Begrüßung der Gäste, „erleben Sie Sprünge, Hand- und Kopfstände auf dem Rad.“ Die bisher WC-Führenden liesen sich auch in Erlebach den WC-Gesamtsieg nicht mehr nehmen. Dahinter gab es jedoch noch einige Verschiebungen in den Platzierungen. Weltcup-Sieger 2022 wurden: 1er Kunstrad: Lukas Kohl (Kirchehrenbach), Ramona Dandl (Bruckmühl) – 2er Kunstrad: Nico Rödiger/Lea-Victoria Styber (Langenselbold), Selina Marquardt/Helen Vordermeier (Oberjesingen/Stuttgart) – 4er Kunstrad: RSV Steinhöring mit Judith Kania, Jasmin Hauke, Hanna Kasper, Nicole Weichenhain.
Den Tagessieg im 4er Kunstrad sicherten sich die Europameisterinnen Tijem Karatas, Annika Rosenbach, Stella Rosenbach und Milena Schwarz (Mainz-Ebersheim) mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,1 Punkte vor dem stark fahrenden Quartett aus Uzwil/Schweiz. Mit 221,53 gewann der „Deutschland-Vierer“ den spannenden 4er-Wettbewerb und fuhr in der Gesamtwertung auf Platz 3 vor. Ebenfalls mit 220,41 knapp geschlagen geben musste sich der Schweizer WM-Vierer aus Baar, der sich damit in der Gesamtwertung Platz 2 sicherte. Mit Ersatzfrau Ramona Ressel mussten die WC-Gesamtsiegerinnen vom RSV Steinhöring antreten, sodass etwas die Harmonie fehlte. Mit 205,73 und Platz 4 musste sie sich in der Tageswertung zufrieden geben, freuten sich aber riesig über den erhofften ersten WC-Gesamtsieg in dieser Besetzung. Mit 197,64 Punkten verfehlte der RMSV Aach als weiteres Team knapp die 200er Marke.
Die Disziplin 1er Frauen wurde kurzfristig auf Wunsch des SWR-Fernsehens auf den Nachmittag vorverlegt, sodass alle 10 Frauen hintereinander starteten. Den vierten WC-Tagessieg fuhr mit einer perfekten Kür von 190,35 Punkten Ramona Dandl (Bruckmühl) ein. Sie gewann damit ihren ersten Gesamt-Weltcup und das mit der Optimalen WC-Punktzahl von 500 Punkten. Dahinter folgte Lara Füller (Poppenweiler), die sich mit einem Absteiger kurz vor Schluss selbst um eine bessere Punktzahl brachte. 181,07 Punkte ihr Ergebnis. Dritte im Bunde war Lena Günther (Nufringen), die mit 176,83 Punkten und Platz 3 von der Fläche ging. Dahinter platzierten sich die internationale Konkurrenz mit Julia Stähli (Schweiz/132,04), Magdalena Müller (Italien/128,63), Alice Rieb (Frankreich/119,16) mit großem Rückstand auf das Deutsche Trio.
Den nächsten WC-Sieg holte sich wie erwartet der 5-fache Weltmeister Lukas Kohl (Kirchehrenbach) bei den Männern. Mit 209,65 und damit wiederum insgesamt 500 WC-Punkten sicherte er sich nach 2018, 2019 und 2021 zum vierten Mal in Folge den WC-Gesamtsieg. Marcel Jüngling (Dornheim/195,64) folgte in der Tags- und Gesamtwertung auf Platz 2. Max Maute (Tailfingen) musste bei seinem letzten Start einige Absteiger in Kauf nehmen und mit 176,71 zufrieden sein. Trotzdem sollte es für den 3. Gesamtrang reichen. Die beiden direkten Konkurrenten Kohl und Jüngling überraschten ihren jahrelangen Mitstreiter in der Nationalmannschaft mit einem emotionalen Abschied und einem Korb voller Vitamine. Dem für Spanien startende Herrenberger Emilio Arellano gelang nicht alles, sodass er mit 181,23 von der Fläche ging. Er wird wohl an der WM einer der größten Konkurrenten für das deutsche WM-Duo sein. Dahinter klafft international ein großes Loch. Csaba Varga (Ungarn/159,65) überzeugte mit einer sturzfreien Kür und belegte Platz 5 in der Tageswertung. Unter die besten 6 und damit noch vor die höher eingeschätzten Daniel Andres Hecktor (Höchst/Spanien) sowie Kosuke Shibayama (Sonnenberg/Japan) fuhr Rahman Mohammad Hassan (Burgheim/Afghanistan). Bis zur letzten Übung zeigte er eine perfekte Kür. Bei umgelegtem Rad mit anschließendem Handstand ging er aus Zeitnot überhastet hoch und vergab dadurch eine bessere Punktzahl als die 81,89 Punkte. In der Gesamtwertung belegte er Platz 8.
Tagessieger bei den 2er Frauen wurden Carolin Wurth/Marie-Sophie Wurth (Gutach). Die Europameisterinnen aus dem Schwarzwald präsentierten sich in guter Verfassung und verwiesen die Weltmeisterinnen und Dauerkonkurrentinnen Selina Marquardt/Helen Vordermeier (Oberjesingen/Stuttgart) mit 140,32 zu 135,45 auf Platz 2. Trotzdem sollte es für die Schwäbinnen für ihren ersten WC-Gesamtsieg reichen. Dahinter folgen in der Gesamtwertung Sina Bäggli/Julia Hämmerli (Schweiz/107,94), die jedoch in der Tageswertung noch den Schweizerinnen Nadine Zuberbühler/Jeanine Graf (Amriswil/114,65) den Vortritt lassen mussten.
Erst mit dem letzten Start wurde das 2er der offenen Klasse entschieden. Nachdem Patrick Tisch/Nina Stapf (Magstadt/Denkendorf) nur 134,3 Punkte vorgelegt hatten, mussten Nico Rödiger/Lea-Victoria Styber (Langenselbold) nur noch ohne Sturz durchkommen. Sie kämpften sich durch und stiegen mit 156,08 Punkten glücklich und erleichtert von ihrem Kunstrad. Ihr ersten WC-Gesamtsieg und das mit 420 Punkten und damit einem Vorsprung von 30 Punkten auf Tisch/Stapf. Den Tagessieg fuhren jedoch die mehrfachen Weltmeister Serafin Schefold/Max Hanselmann (Öhringen) ein. Mit ausgefahrenen 169,34 unterstrichen sie eindrucksvoll, dass sie auch bei der WM 2022 einen weiteren WM-Titel in ihren Titelsammlung hinzufügen wollen. Mit einer WildCard am Start waren die Lim Tsz Hin und Lim Tsz Leung (Hongkong) am Start. Sie überzeugten mit 105,99 und brachten die fast ausverkaufte Halle zum Schmunzeln. Kurz vor Schluss ihrer Kür rückte der Obermann dem Untermann beim Steuerrohrsteiger mit Schultersitz die verrutsche Brille zu Recht, was sowohl zum Verschmitzten Lächeln des Untermannes führte und natürlich auch der Zuschauer. Sie verabschiedeten sich anschließend mit der gewohnt freundlichen asiatischen Art von der Wettkampffläche.
Ergebnisliste unter: http://www.hallenrad.de/tk/files/2022/Ergebnisliste434.pdf
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Der Weltcup-Nachmittag in Bildern:
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